Geschichte
Geschichte
Ursprung und Gegenwart
"Die Entstehungsgeschichte des Evangelischen Bundes in Österreich ist nicht verständlich, setzt man sie nicht in Beziehung zu den gesellschaftspolitischen Vorgängen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts," schreibt Militär-Senior DDr. Karl-Reinhart Trauner zu Beginn seines Artikels "100 Jahre Evangelischer Bund in Österreich" im Heft 100 der BENSHEIMER HEFTE, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen.
Nach der Revolution des Jahres 1848 kam es - bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts - immer wieder zu Austrittsbewegungen aus der Katholischen Kirche. Diese wurden oft als Übertritte zur Altkatholischen, besonders aber zur Evangelischen Kirche genutzt, die durch das Protestantenpatent 1861 eine neue, sicherere Rechtsgrundlage erfahren hatte.
Der Evangelische Bund in Deutschland wurde im Jahr 1886 ("… zur Wahrung der deutsch-protestantischen Interessen …") gegründet. Schon bald wurde in Deutschland bekannt, dass in den Ländern der österreichischen Krone ("Cisleithanien") viele Evangelische ohne seelsorgerliche Betreuung waren. So wurden durch den Evangelischen Bund in Deutschland Vikare nach Österreich geschickt, und etliche neue Gemeinden (z.B. im heutigen Niederösterreich) konnten entstehen.
Im Jahr 1903 kam es dann zur Gründung des "Deutsch-evangelischen Bundes für die Ostmark". Zum ersten Obmann wurde Pfarrer Julius Antonius aus Wien gewählt. Nach den Wirren der Zwischenkriegszeit und des Zweiten Weltkrieges waren im Jahr 1945 so gut wie alle Funktionen des Vorstandes unbesetzt - einzig Senior Pfarrer Othmar Muhr war als Obmann im Amt. Die Gründungsversammlung des Evangelischen Bundes in Österreich fand am 17. März 1948 statt.
Der Evangelische Bund heute
"Der Evangelische Bund ist sich in seinen Grundsätzen treu geblieben, indem er seine Geschichte ernst nimmt und aufnimmt, indem er aber auch Fehlentwicklungen und Schuld wie die allzu starke Verbindung mit der alldeutschen Bewegung und vor allem dann mit dem Nationalsozialismus benennt und bekennt, auch wenn es viele Begründungen von Einzelnen und von der Geschichte her dafür geben mag." Das schrieb Superintendent Mag. Paul Weiland zum 100-Jahr-Jubiläum des Evangelischen Bundes in der oben genannten Festschrift.
"Der Evangelische Bund in Österreich ist ein freier Zusammenschluss verantwortungsbewusster evangelischer Christen. Gemeinsam mit der Evangelischen Kirche bemüht er sich, aus dem Geist der Reformation die befreiende Kraft des Evangeliums in allen Bereichen des Lebens zu bezeugen. Der Evangelische Bund bejaht die Vielfalt der Kirchen. Er will ein besseres ökumenisches Zusammenleben, nicht eine Welteinheitskirche." (… aus dem Faltblatt für Mitglieder-Werbung)
Die Aufgaben des Evangelischen Bundes
Seit etwa 30 Jahren werden die Mitglieder österreichweit vom Bundesvorstand mit Sitz in Wien betreut Der Evangelische Bund in Österreich hat derzeit zirka 2 000 Mitglieder, die zur Gänze die Arbeit und die Aufgaben mit ihren Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanzieren. Eine empfohlene Kollekte der Evangelischen Kirche in Österreich "fettet" die Einnahmen ein wenig auf, die verwendet werden für:
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Unterstützung von Gemeinden beim Ankauf von Literatur und Medien
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Gewährung von Stipendien an VikarInnen, TheologiestudentInnen, GemeindepädagogInnen und andere kirchliche MitarbeiterInnen
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Förderung der Herausgabe von Büchern, die sich im weitesten Sinn mit Themen des Evangelischen Bundes beschäftigen
Ein Arbeitsschwerpunkt ist die Herausgabe der Reihe "Standpunkt", die viermal im Jahr erscheint. Sie ist einzeln erhältlich, Mitglieder erhalten sie automatisch.
Internationale Kontakte bestehen mit:
- dem Konfessionskundlichen Institut des Evangelischen Bundes in Deutschland
- dem Evangelischen Bund in Hessen/Nassau
- dem Evangelischen Bund in Kurhessen/Waldeck
- dem Evangelischen Arbeitskreis für Konfessionskunde in Europa
Seit mehr als 40 Jahren unterstützt der Evangelische Bund in Österreich die evangelischen Schulen der Fliedner-Stiftung in Spanien. "Dass der Evangelische Bund die Höhen und Tiefen in seiner geschichtlichen Entwicklung überstanden hat und noch existiert, ist ein Zeichen für Gottes Gnade", schrieb SupInt. Weiland in der Festschrift. "Aus der Gnade seid ihr gerettet worden durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gnade ist es." (Epheser 2,8)
Autor: Klaus Flack
Aus der Festschrift "100 Jahre Evangelischer Bund in Österreich" - herausgegeben von Karl-Reinhart Trauner und Bernd Zimmermann - wurden Texte folgender Autoren entnommen:
Gustav Reingrabner - Der Evangelische Bund im heutigen Österreich - Eindrücke und Bemerkungen
Karl-Reinhart Trauner - „Auf Vorposten!” Die Arbeit des österreichischen Evangelischen Bundes von seiner Gründung bis zum Ende des Dritten Reiches (1903 - 1945)
Paul Weiland - Aufgaben des Evangelischen Bundes in Österreich heute